
Standpunkt von Christoph Mäder, Präsident economiesuisse (26.02.2025)
Künstliche Intelligenz macht uns effizienter. Doch sie hält uns auch auf Trab. So denken wir alle intensiv über die Auswirkungen von generativer KI auf die Wirtschaft und das Leben nach. Dies tut auch der Bundesrat. Er will bis Ende 2026 eine Vorlage zum rechtlichen Umgang mit künstlicher Intelligenz in die Vernehmlassung geben.
Prinzipienbasiert und innovationsfreundlich
Schneller geht es, wenn wir die KI selbst fragen, wie die ideale Regulierung aussehen sollte. Die Antwort von Grok3 kommt umgehend: «Die Regulierung von KI in der Schweiz sollte flexibel, prinzipienbasiert und innovationsfreundlich sein. Sie sollte auf Risikoanalyse statt auf strenge Vorschriften setzen, um Innovation nicht zu ersticken. Ein klarer Fokus auf Datenschutz, Transparenz und Ethik ist notwendig, um Vertrauen zu schaffen. Regulierung sollte internationale Standards berücksichtigen, um den Zugang zum globalen Markt zu sichern.» Das ist gar nicht so dumm. Und ChatGPT geht in die gleiche Richtung.
Auch wenn wir die KI-Regulierung nicht gleich der KI überlassen. Eines ist sicher. Künstliche Intelligenz hat das Potential, den Wohlstand deutlich zu erhöhen. Sie ist der Treibstoff für unseren Wohlstandsmotor. KI kann das jährliche Bruttoinlandprodukt der Schweiz um 80 bis 85 Milliarden Franken steigern, wenn sie intensiv genutzt wird. Das zeigt eine Studie, die economiesuisse zusammen mit Google im letzten Jahr veröffentlicht hat. Schon heute ist unser Land ein starker High-Tech-Standort. Neben Schweizer Firmen sind auch Unternehmen wie Amazon, Google, IBM, Microsoft oder OpenAI hierzulande präsent, um nur einige zu nennen. Das haben wir auch den beiden ETHs zu verdanken. Diese und weitere Hochschulen bieten den Unternehmen ideale Zusammenarbeitsmöglichkeiten und einen guten Nährboden für Start-ups. Gemeinsamen generieren sie Wirtschaftskraft für die Zukunft.
Standortwettbewerb wird intensiver
Auch wenn die Schweiz gut aufgestellt ist, ausruhen dürfen wir uns nicht. In den nächsten Jahren entfacht künstliche Intelligenz einen intensiven, weltweiten Standortwettbewerb. Die USA sind in der «pole position». Auch andere Staaten investieren massiv in die Forschung. Geld allein genügt allerdings nicht. Um im Wettbewerb zu bestehen, braucht es vor allem eine gescheite KI-Regulierung.
Was heisst das für die Schweiz? Der Bundesrat will bei der rechtlichen Erfassung von KI richtigerweise auf den bestehenden Rechtsrahmen setzen und diesen nur dort gezielt anpassen, wo es heute Lücken oder Hindernisse gibt. Das ist sinnvoll, denn der prinzipienbasierte Schweizer Ansatz bietet viele Vorteile. Weiter ist wichtig, dass der Schweizer Rechtsrahmen so ausgestaltet wird, dass er mit ausländischen Standards, insbesondere jenen der EU, kompatibel ist. So können Handelshemmnisse vermieden werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Schweiz die detaillierte EU-Gesetzgebung eins zu eins kopieren soll. Im Vordergrund steht vielmehr eine Lösung, die mit unseren wichtigsten Absatzmärkten kompatibel ist und gleichzeitig den Spielraum für pragmatische Ansätze nutzt. So bleibt unser Land nicht nur für KI-Investitionen am Standort Schweiz attraktiv, sondern auch für unsere Exportwirtschaft.
Freiräume bieten, um Potentiale zu nutzen
KI entwickelt sich schnell weiter. Die technologieneutrale Normenlandschaft der Schweiz bietet hier eine gute Grundlage und besonders auch genügend Freiraum, um das Potential der künstlichen Intelligenz auszuschöpfen. Das schafft Planungssicherheit für Unternehmen. Und Planungssicherheit ist Voraussetzung für Investitionen und langfristigen Erfolg. Auch wenn wir uns bei der Regulierung der künstlichen Intelligenz nicht blindlings auf künstliche Intelligenz verlassen, ausbremsen sollten wir die KI mit der Regulierung nicht. Gelingt es der Schweiz, weiterhin ihren eigenen, intelligenten Weg zu gehen, wird der KI-Standort Schweiz weiter florieren.