
Beitrag von Dirk Haschke, Descartes Systems (Germany) GmbH – Bild von Descartes pixi
Die Vorweihnachtszeit ist im Onlinehandel schon lange mehr als nur ein stimmungsvoller Höhepunkt des Jahres. Für Händler ist sie die kritischste Phase, in der Umsatz, Kundenbindung und Prozesse auf die Probe gestellt werden. Black Friday, Cyber Week und Weihnachten bilden eine Abfolge von Nachfragespitzen, die jedes Jahr an Intensität gewinnen. 2025 verspricht keine Ausnahme zu werden – im Gegenteil: Inflation, verändertes Konsumverhalten und steigende Kosten erschweren die Planung zusätzlich. Wer in dieser Zeit bestehen will, braucht nicht nur starke Nerven, sondern auch eine Logistik, die Belastungsspitzen standhält.
Peaks mit Ablaufdatum
Seit einigen Jahren haben sich die Kaufpeaks durch die Black Week nach vorne verschoben. Das hat einerseits den Vorteil, dass sich das Weihnachtsgeschäft auf mehrere Wochen verteilt. Doch Weihnachten selbst bleibt ein Peak mit besonderer Logik: es ist ein Termin mit Ablaufdatum. Ein verspätetes Paket am 25. Dezember ist für viele Kund:innen wertlos. Das verändert die Art, wie Händler kommunizieren und Prozesse steuern. Während Black-Friday-Bestellungen auch mit ein, zwei Tagen Verzögerung noch akzeptiert werden, ist beim Weihnachtsgeschäft eine pünktliche Zustellung Pflicht. Für Händler bedeutet das: Prozesse müssen so skalierbar sein, dass auch bei einer kurzfristigen Vervielfachung des Auftragsvolumens keine Engpässe entstehen: Zusätzliche Versandstationen, flexible Personaleinsätze und automatisierte Abläufe sind entscheidend, um diesen Druck auszuhalten.
Lehren aus den vergangenen Jahren
Überlastete Netzwerke, verspätete Pakete, leere Lager: Die Schlagzeilen wiederholen sich fast jährlich. Aus diesen Erfahrungen lassen sich drei klare Empfehlungen für die Peak-Season 2025 ableiten:
- Frühzeitige Planung statt Last-Minute-Panik. Lieferengpässe entstehen oft nicht durch globale Krisen, sondern durch zu späte Disposition. Wer bereits im Herbst Bestände sichert und Engpassartikel priorisiert, reduziert das Risiko erheblich.
- Transparente Kommunikation mit Kund:innen. Ehrliche Lieferzusagen und Echtzeit-Updates schaffen Vertrauen. Gefährlicher für die Kundenzufriedenheit als eine längere Lieferzeit ist ein Versprechen, das gebrochen wird.
- Flexibilität in den Netzwerken. In der Schweiz spielt die Post traditionell eine Schlüsselrolle, doch Händler, die parallel auch auf Anbieter wie DPD, Quickpac oder Planzer Paket setzen, können Engpässe besser abfedern. Wer alles auf einen Carrier beschränkt, riskiert Staus im Netz.
Transparenz als Differenzierungsfaktor
Transparenz ist im Weihnachtsgeschäft kein Luxus, sondern Pflicht. Sie beginnt schon beim Lieferversprechen im Onlineshop. Lagerlogistik-Lösungen ermöglichen es, Verfügbarkeiten in Echtzeit anzuzeigen und Überverkäufe zu vermeiden. Wer im Shop angibt, dass ein Artikel „sofort lieferbar“ ist, muss sich darauf verlassen können, dass der Bestand stimmt und die Versandgeschwindigkeit eingehalten wird.
Im Lager selbst kommt es auf Prozesssicherheit an. Ein auf den E-Commerce spezialisiertes Warehouse Management System (WMS) unterstützt Händler mit chaotischer Lagerplatzverwaltung, barcodebasierten Pick-Pack-Ship Prozessen, laufwegoptimiertem Multi-Order-Picking und automatischem Etikettendruck. Gerade in Hochlastzeiten verhindert das Fehler, die nicht nur Geld kosten, sondern auch Kund:innen verärgern.
Ebenso wichtig ist die rasche Rückführung von Retouren: Das WMS muss Retourenprozesse strukturiert abbilden, sodass zurückgesendete Ware schnell erfasst, geprüft und wieder im Onlineshop verfügbar ist. Ideal ist hierbei die direkte Erfassung und Verarbeitung der retournierten Artikel per Lager-App wie auf einem mobilen Datenerfassungsgerät (MDE).
Datengetriebene Prognosen, KI & Bauchgefühl
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Vorhersagbarkeit. Historische Verkaufsdaten sind eine wertvolle Grundlage, um Peaks realistisch einzuschätzen. Datenbasierte Steuerung statt Bauchgefühl: Predictive Analytics, also die Nutzung historischer Daten und statistischer Modelle zur Vorhersage zukünftiger Entwicklungen, macht Nachschubplanung verlässlicher und reduziert Kapitalbindung. KI-gestützte Prognosen helfen, diese Daten zu verfeinern und Muster zu erkennen, die menschlichen Planern entgehen können.
Gleichzeitig bleibt die Verantwortung beim Händler. Planung nach Zahlen ist unverzichtbar, aber das Bauchgefühl des Kaufmanns ersetzt sie nicht vollständig. Denn auch die besten Modelle können nicht jede Marktsituation abbilden – externe Faktoren wie geopolitische Krisen, plötzliche Nachfrageverschiebungen durch Social Media Trends oder unerwartete Lieferengpässe lassen sich nur begrenzt vorhersagen. Erfolgreiche Händler kombinieren deshalb digitale Prognosen mit Erfahrungswerten und Marktbeobachtung. So entsteht eine Balance: datenbasierte Sicherheit auf der einen Seite, unternehmerisches Gespür und schnelle Entscheidungsfähigkeit auf der anderen.
Ein häufig übersehener Aspekt: Überbestände. Viele Händler haben Ware, die seit über 300 Tagen unberührt im Regal liegt. Das bindet Kapital und blockiert Lagerfläche. Besonders kritisch ist dies bei Saisonware oder Artikeln mit kurzer Lebensdauer – etwa Fashion, Elektronik oder trendgetriebenen Produkte. Wer Prognosen ernst nimmt, sollte deshalb nicht nur den Einkauf optimieren, sondern auch Abverkaufsstrategien vorbereiten, um Platz für die umsatzstarken Artikel zu schaffen. Dazu gehören zeitlich gesteuerte Rabattaktionen, Cross- und Upselling-Kampagnen, Outlet- oder Marktplatzverkäufe sowie die Bündelung von Produkten zu attraktiven Sets. Gleichzeitig hilft eine saubere Retouren- und Bestandsanalyse, Ursachen für Überbestände besser zu verstehen: Liegt es am Einkauf, am Content oder an der Kundenansprache? Nur wer diese Zusammenhänge erkennt, kann rechtzeitig Platz für umsatzstarke Artikel schaffen und das Kapital dort einsetzen, wo es die grösste Rendite bringt.
Die „Last Mile“ als kritischer Punkt
Die letzte Meile bei der Zustellung ist das Nadelöhr jeder Logistik. Für Händler bedeutet das: Je mehr Pakete am gleichen Tag das Lager verlassen, desto besser. Ein auf den E-Commerce spezialisiertes WMS unterstützt dies, indem Bestellungen nach Cut-off-Zeiten der Versanddienstleister priorisiert und Versandstationen im Lager kurzfristig erweitert werden können. So werden möglichst viele Pakete rechtzeitig an die Carrier übergeben.
Direkten Einfluss auf die Zustellleistungen der Kurier-, Express- und Paketdienst-Dienstleister (KEP) selbst haben Händler kaum. Umso wichtiger ist die Multi-Carrier-Strategie: Wer neben der Schweizerischen Post weitere, z. B. auch internationale Anbieter wie GLS Switzerland, UPS, FedEx oder DHL Express einbindet, kann Netzüberlastungen umgehen und Kund:innen zusätzliche Zustelloptionen bieten. Oft entscheidet die Nähe eines Paketshops oder die Wahl einer Abendzustellung, ob eine Bestellung zustande kommt.
Retourenmanagement: Chaos vermeiden
Nach dem Weihnachtsgeschäft schnellen die Retourenquoten erfahrungsgemäss nach oben. Händler, die darauf nicht vorbereitet sind, starten mit Chaos ins neue Jahr. Wichtig ist deshalb ein einfacher, digital unterstützter Retourenprozess. Entscheidend ist die schnelle Rückbestätigung des Eingangs der Retoure an den Kunden, z. B. per automatischer E-Mail-Benachrichtigung, um ein vermehrtes Aufkommen an Rückfragen im Kundenservice zu vermeiden. Erst danach werden die retournierten Artikel geprüft, die Gründe für die Rücksendung erfasst und die Ware idealerweise zeitnah wieder in den Bestand des Online-Shops aufgenommen, um einen schnellen Wiederverkauf zu ermöglichen. Abschliessend folgen Auswertung und Analyse der Retourengründe, wodurch Händler wertvolle Informationen erhalten, um das nächste Peakgeschäft besser zu planen.
Fazit
Die Weihnachtslogistik bleibt eine der grössten Herausforderungen im E-Commerce. Wer früh plant, Bestände absichert, Prozesse automatisiert und Transparenz ernst nimmt, kann nicht nur das Weihnachtsgeschäft, sondern auch die Peaks rund um Black Friday und die Cyber Week erfolgreich bewältigen. Warehouse Management Systeme bieten hierfür die nötige Prozesssicherheit und Transparenz – von der Bestandsanzeige im Shop über das Picken im Lager bis zur Auslieferung. Am Ende entscheidet nicht nur, dass ein Paket rechtzeitig unter dem Baum liegt, sondern auch, ob Käufer:innen das Gefühl haben: Dieser Händler hat alles im Griff. Wer das schafft, gewinnt nicht nur in Peak-Zeiten und im Weihnachtsgeschäft, sondern sichert sich langfristige Loyalität von seinen Kund:innen.
Das WMS Descartes pixi unterstützt unterschiedlichste Online-Händler und Marken in der Schweiz dabei, ihr Peakgeschäft reibungslos und profitabel zu bewältigen – und ihre Kunden nachhaltig zufriedenzustellen. Zu den Unternehmen, die Descartes pixi bereits erfolgreich einsetzen, gehören unter anderem perfecthair.ch, lensvision.ch, trooper.ch und haar-shop.ch (hier lesen Sie die ganze Erfolgsgeschichte von haar-shop.ch. Mehr Informationen über Descartes pixi, die Warehouse Management Software für B2C & D2C E-Commerce, finden Sie auf www.pixi.eu.