Was wir schon Mitte Mai in einem Artikel mit dem Titel „same day dropping“ beschrieben haben, zeigt sich nun in der Realität – ungeschminkt. exlibris wird in den nächsten 18 Monaten 20 – 30 Filialen schliessen, Orell Füssli verkleinert die Ladenfläche im Westside Center. Die Redimensionierung des stationären Buch- und Musikhandels hat gerade so richtig begonnen und wird noch an Fahrt aufnehmen. Ladenflächen werden zum „Luxus“ oder zur Belastung. Warum?
Die „Lernkurve“ ist exponentiell – es geht schneller als man hofft
Die letzten Jahre sollten uns gelernt haben, dass erfolgreiche Konzepte/Technologien exponentiell wachsen. Nachdem die Musikbranche in den letzten Jahren die schmerzhafte Erfahrung gemacht hat, wie schnell der Verkauf von physischen Datenträgern zurückgehen kann, wird es dem Buchhandel in den nächsten Jahren genau so ergehen – ohne wenn und aber.
Wenn nun ein Unternehmen nur Musik und Buch verkauft – und dies mit immer tieferen Margen – wird es sich mittelfristig kaum mehr Läden an guten Lagen leisten können. Bei sinkenden Margen müssten immer mehr Stück verkauft werden um den notwendigen Deckungsbeitrag zu generieren. Wie sollen aber mehr „Stück“ verkauft werden können, wenn das Produkt zusätzlich digitalisiert wird?
Das Ladenlokal ist im Musik- und Buchhandel zum Luxus oder zur Last geworden, selbst mit kostengünstigen Strukturen. In den nächsten Jahren dürften noch einige ähnliche Lokale auf den Markt kommen – nicht nur aus dem Buch- und Musikhandel. Denn das jährliche Versandhandels-Wachstum von 4 – 5 % pro Jahr wird über kurz oder lang zu Umsatz-Rückgängen im stationären Handel führen. Und Umsatzrückgange sind gleichbedeutend mit Flächenreduktion.