Amazon goes stationär – die Wahrheit…

VISION ONE HOUR IN REINKULTUR

Wie habe ich gestutzt als vor ein paar Monaten verkündet wurde, dass Amazon nun stationär aktiv werden soll. Diese Aussage hat für mich überhaupt keinen Sinn gemacht. Warum? Das Amazon Angebot ist einfach viel zu umfassend als dass man einen Laden/Warenhaus damit einrichten könnte, es sei denn man beschränke sich auf Bestseller (wobei ein Bücherladen nun ja bei Amazon auch nicht unbedingt Sinn machen würde…). Und wenn denn ein Online-Händler stationär aktiv wird, dann höchstens mit dem Hintergedanken der Produkteabholung – aber dafür machte ja dann ein solches Riesengebäude auch wieder wenig Sinn.

Mit der heutigen Meldung haben sich bei mir alle Zweifel an Amazons Weg zerschlagen. Damit wurde ein „Geheimnis“ gelüftet, welches mein Herz höher hat schlagen lassen: Amazon wird gemäss eigenen Informationen das Gebäude als Waren-Umschlagsplatz für Schnelldreher nutzen und Prime Kunden in Manhattan in Zukunft innerhalb von einer Stunde beliefern zu einer Liefergebühr von 7.99 USD (8 CHF) – bei 2 Stunden Lieferzeit gratis! Das sitzt, oder?

Warum mein Herz höher schlägt?

  1. Es macht Sinn
  2. Ich laufe seit 2 Jahren mit einer Präsentation (siehe Seite 13) rum, welche genau dies behauptet:
    a) Schnelldrehende Artikel
    b) prognostizierend
    c) dezentral lagern und
    d) in 1 Stunde zum Kunden liefern

Wenn ich noch weiter in meinen Phantasien und Kommentaren grabe, habe ich mal gesagt, dass Warenhäuser/Shoppingcenter in 10 – 20 Jahren zu logistischen Umschlagsplätzen werden könnten (da kaum mehr jemand ein Warenhaus betritt).

Wie habe ich und andere auch Spott und Hohn für solche Aussagen geerntet. Erst vor 4 Wochen habe ich nach einem Referat „Vision One Hour“ bei GS1 von Logistikexperten folgende schriftliche Rückmeldung bekommen:

·         « Elocution difficile a comprendre et sujet un peu trop irréaliste »   (Thema ist nicht realistisch)

·         « c’est qu’une rêverie » (… Träumerei)

Natürlich hat es auch andere Kommentare gegeben, aber es tut manchmal einfach weh, wie blind einige wenige „Fachleute“ heute noch durch die Welt irren und solche Kommentare von sich geben.

Wenn Amazon dies wie kommuniziert umsetzen kann, sollte auch die stationäre Welt definitiv erkannt haben worum es geht:

DER KONSUMENT GEHT NICHT MEHR ZUR WARE, DIE WARE GEHT ZUM KUNDEN! UND ZWAR SCHNELL, BEQUEM UND GÜNSTIG.

 

Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, wieviel Zeit sie ein Einkauf kostet? Wenn sie nicht grade im gleichen Gebäude über einer Migros wohnen, dürften für jeden Einkauf mindestens 30 – 60 Minuten drauf gehen (was aber schon sportlich ist). Stellen sie sich vor, sie können diese 60 Minuten einmal wöchentlich anders nutzen und bezahlen dafür die Kleinigkeit von 8 CHF pro Bestellung (oder vielleicht einfach eine Pauschale von 300 CHF pro Jahr)? Wäre es nicht verlockend sich für 300 CHF pro Jahr 50 Stunden Einkaufen, Autofahren, Parkgebühren und anderen Ärger zu sparen?

Schon höre ich wieder einige sagen: der spinnt. So einen Blödsinn werde ich nie machen.

Und ich antworte Ihnen: Sie vielleicht nicht, aber ihr Sohn oder ihre Tochter schon. Und ich würde es wahrscheinlich auch nutzen.Wir warten gespannt bis LeShop von Migros oder Coop@home den gleichen Versuch in Zürich City starten. Ein paar leere Flächen wären sicher da…

Noch eine andere Erkenntnis aus der ganzen Aktivität sollte sie beschäftigen: Mögen sie sich noch an die Anfänge von Amazon und die Geschichte mit dem Kult um den Longtail erinnern? Amazon hat den Longtail Online-Handel forciert und mitbegründet. Anfangs haben sie den Longtail selber betrieben und Einzelstücke an Lager gehalten. Und heute? Amazon ist das Sinnbild von „Shorttail“. Amazon spricht von Schnelldrehern und hält nur noch diejenigen 20 % der Artikel selber an Lager, welche 80 % des Umsatzes machen. Und nun fangen sie an, Windeln in Eigenmarke zu verkaufen…. Was haben wir an anderen Referaten festgestellt? In der Vertikalisierung liegt die Kraft und wenn dann Amazon noch Pareto dazu packt, dann wird es früher oder später richtig bitter für die stationären Pampers dieser Welt!

Zu diesem Thema eine Leseempfehlung für die Weihnachtstage von Perry Marshall – 80/20 Sales and Marketing (erhältlich bei … ex libris) und bitte erst danach den Google Ratgeber vom selben Autor abarbeiten.

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