City-Logistik – Die letzte Meile polarisiert

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Die Nachhaltigkeit der letzten Meile in der Innenstadt-Belieferung ist in aller Munde – vor allem in den Städten wird das Thema heiss diskutiert.

Wie oftmals, wenn viele mitreden, kann es dazu führen, dass eigene Wahrnehmungen etwas den objektiven Blick trüben und Fakten nicht mehr allzu genau genommen werden, respektive sich Perspektiven verschieben. So auch leider beim Thema: «Was treibt den Verkehr in der Innenstadt?» Schnell ist ein Schuldiger gefunden – und dann wird dieser gnadenlos durch die «Innenstadt» getrieben. Momentan ist es der E-Commerce, der dafür verantwortlich ist, dass die Innenstädte verstopfen, die KEP-Dienstleister mit deren Lieferfahrzeugen sind offenbar einigen ein Dorn im Auge. Nun beginnt die Jagd nach Schlagzeilen. So schreibt die NZZ am 6. Mai 2023: «Weniger Parkplätze, aber immer mehr Päckli führen zu Stau und Konflikten in den Städten.» Last Mile City Logistik Suisse schreibt: «Hohe Paketmengen, grosser Sanierungsbedarf, grosse Baustellen, weiterhin wachsendes Konsumverhalten führt im Bereich des urbanen Wirtschaftsverkehrs zu grossen Herausforderungen.» Die Reihung der Aufzählung ist spannend. Denn Wiederum ist das «hohe Paketvolumen» der Stein des Anstosses.

Nun zu den Fakten: Der gesamte Wirtschaftsverkehr – vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) veröffentlicht im November 2021) – macht 16,5 Prozent des gesamten Verkehrsvolumens aus. Sprich 83,5 Prozent gehen auf das Konto des individuellen Personenverkehrs in den Städten. Von den 16,5 Prozent Wirtschaftsverkehr ist wiederum nur ein Bruchteil auf den Handel generell zurückzuführen. Eine Studie der Technischen Universität Wien vom September 2019 hat ergeben, dass der Paketbereich nur 0,8 Prozent des Gesamtverkehrs und die Filialbelieferung im Retail 0,3 Prozent ausmachen. Das heisst: der Handel ist für gerade mal 1,1 Prozent des innerstädtischen Verkehrs verantwortlich. So weit zu den Fakten. Handwerker/Techniker schlagen mit 6 Prozent und die Baustellenbelieferung mit 1,7 Prozent zu Buche.
Selbstverständlich sind wir uns unserer Verantwortung bewusst. Daher setzen die Schweizerische Post und Quickpac auf der letzten Meile bereits Elektrofahrzeuge ein, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren, werden im E-Commerce Teil-Lieferung en reduziert und Programme aufgesetzt, um Retouren möglichst zu vermeiden. In vielen Fulfillment-Zentren werden Verpackungsautomaten eingesetzt, welche die Pakete so verschliessen, dass sie optimal an den Inhalt angepasst sind und keine «leere Luft» transportiert wird. Stetig arbeiten wir daran, dass auf der einen Seite die Konsumetin/ der Konsument seine Lieferung wie gewünscht erhält und auf der anderen Seite diese möglichst umweltschonend zugestellt wird. Im Sinne der Kunden.

Das ändert nichts an den Fakten:
Die Pakete machen nur einen Anteil von 0,8 Prozent am gesamten Verkehr in der Innenstadt aus.

Link zur Grundlagenstudie des ARE
Link zur Studie der TU Wien

 

Standpunkt-Beitrag 06/2023, www.logistik-online.ch
Autor: Bernhard Egger

 

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