Elektronische Identität

Eine Frage der Prinzipien?

Heute wurde mit viel Pressegewitter die neue E-ID von SwissSign präsentiert. 2 mir lieb gewordene Unternehmen (SBB und Post) haben sich gemeinsam an die Sache herangewagt. Dazu haben Sie einen mir sympathischen Nationalrat (Marcel Dobler) als Verwaltungsrat gewonnen, mit ihm habe ich auch schon einige Minuten wenn nicht Stunden über das Thema „digitale Identität“ diskutiert und philosophiert.

In fast jedem Gespräch rund um die digitale Identität habe ich meine Gegenüber immer wieder auf das Beispiel Estland (e-estonia) aufmerksam gemacht. Von den Parteien, Bundesverwaltung, Unternehmen über Universitätsinstitute bis zu Personen aus Politik und Wirtschaft.

Warum ich das Estland Model toll finde?

  1. Weil es Technologie aus der Schweiz verwendet (Gemalto AG – ehemals Trüb aus Aarau)
  2. Weil der Staat die digitale Identität selber als Projekt No 1 geführt hat
  3. Weil das Projekt seit gut 20 Jahren läuft und Estland heute m.E. aus E-Government Sicht das Vorzeigprojekt schlechtin ist.

Wahrscheinlich fragt sich nun jeder: Kann denn unser Helvetia ein solches Projekt überhaupt selber führen? Ja, er/sie kann – oder besser: er/sie muss es können. Indien kann es, Aserbeidschan kann es, Estland kann es. Denn „what else“, wenn nicht der Identitätsnachweis ist Aufgabe des Staates?

Liebe SBB, liebe Post, lieber Marcel: So sehr ich Eure Initiative schätze und ich der erste bin, der für eine echte digitale Identität zu Fuss nach Bern läuft: Es kann so nicht funktionieren. So viel Vertrauen die beiden Staatsbetriebe auch geniessen, so geteilter Meinung man über die Leistungsfähigkeit des Staates sein kann: Die Aufsicht, Durchführung und Sicherstellung einer echten digitalen Identität ist Aufgabe des Staates!

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Unternehmen – auch wenn es im staatlichen Besitz ist – die Herrschaft über meine Identität bekommen soll. Es wäre die letzte Idee, ja die absolut letzte Sache, bei der man über die  „Privatisierierung“ nachdenken darf (man darf es eigentlich nicht).

Und vielleicht ist ja alles auch nur ein grosses Missverständnis: Ihr entwickelt die Technologien (wie Trüb) und man wollte einfach kein ausländisches Unternehmen damit beauftragen. Ihr seid Enabler und der Bund kauft Euch dann die Technologie irgendwann ab. Ihr forscht und entwickelt Anwendungen rund um eine digitale Identität, welche vom Bund „gehostet“ wird. Was weiss ich was noch für andere Auslegungen möglich sind. Aber bitte, bitte, hört auf davon zu träumen, dass ihr Herr meiner Identität werdet. NO WAY!

Bitte klärt mich auf, dass das alles nicht so gemeint ist.

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