In der Schweiz geht was: Connected Retail von Zalando und Manor Marketplace

In den letzten Tagen haben gleich zwei grosse Händler ihre Markplatzmodelle für die Schweiz angekündigt, Manor und Zalando. Auf den ersten Blick tönt „Markplatz“ immer gleich, bei genauem Hinschauen unterscheiden sich die beiden Modelle in ihrem Ziel doch wesentlich:

  • Während der Manor Markplatz hauptsächlich „klassische“ Onlinehändler anziehen dürfte, ist Connected Retail von Zalando auf stationäre Händler ausgerichtet, welche ihre „Ladentheke“ online nutzen möchten.
  • Manor zieht dabei alle Sortiments-Register und wird über kurz oder lang sehr viele Sortimente in den Marktplatz integrieren, Zalando zielt einzig und allein auf den Bereich Fashion.
  • Zalando wird mit Lancierung von Connected Retail einen „Schweiz Filter“ anbieten, Konsumenten können so auch gezielt Schweizer Händler berücksichtigen und Ware bestellen, welche unter Umständen in der Nähe liegt. Manor integriert auch ausländische Anbieter und agiert „grenzenlos“.
  • Bei Connected Retail dürften die angeschlossenen Händler auch die Retouren vor Ort entgegennehmen (=Kundenfrequenz) während es beim klassischen Marktplatzmodell von Manor keine solche Services geben dürfte (ausser bei Manor Produkten).
Macht eine Markplatzteilnahme Sinn?

Immer wieder bekommen wir die Frage gestellt: „Macht es Sinn, dass wir auf Marktplätzen präsent sind“? Ja, nein, vielleicht… antworten wir jeweils. Die Marktplatzfrage hat viele Facetten, man kann sie aber fast nicht beantworten, wenn man es nie ausprobiert hat.

Marktplatzstrategie

Am Anfang stehen zwei Herausforderungen: Daten und Strategie. Ohne Marktplatzstrategie, keine Marktplatzanbindung! Markplatz bedeutet häufig Vergleichbarkeit und Transparenz. Sind Sie bereit, Ihre Produkte in einen kontinuierlichen Preisvergleich mit anderen Anbietern zu stellen? Falls Sie nicht den besten Preis als Ziel haben, mit welchen Argumenten machen Sie sich auf dem Marktplatz bemerkbar? Ultraschnelle Lieferung, regionale Aspekte (Filter Schweiz) oder haben Sie vielleicht doch das eine oder andere Produkt im Sortiment, welches man sonst nirgends findet? Wollen Sie vielleicht nur einen Teil Ihres Sortimentes auf dem Markplatz präsentieren? Oder ist der Marktplatz gar einfach Ihr „einziger“ Onlineshop? Es gibt unzählige Argumente für oder gegen ein Mitmachen. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst damit auseinandersetzen. Eine kleine Blogserie dazu finden Sie bei unseren KollegInnen von Carpathia.

Daten, Daten, Daten

Sie wollen also vorwärts machen? Wichtigste Voraussetzung für eine Marktplatzanbindung ist nach wie vor: Datenqualität. Wenn Sie ihre Daten und Bestände nicht sauber dokumentiert, einfach verfügbar und in den vorgegebenen Strukturen abrufbar haben, dann stehen zuerst Hausaufgaben an. Erst mit sauberen und verlässlichen Produkt-Daten ist der Schritt auf einen Marktplatz sinnvoll, ansonsten generieren Sie in erster Linie Kundenenttäuschungen, Frustration bei den involvierten Mitarbeitern aber auch beim Marktplatzbetreiber.

Testen, testen, testen

Nein sagen ist einfach. Wir empfehlen allen Händlern Marktplätze auszutesten. Es muss nicht immer gleich das ganze Sortiment hochgefahren werden. Warum nicht mal mit einer Produkte- oder Markengruppe beginnen, welche nicht gleich im Preiskampf mit 10 anderen Anbietern zu versinken droht? Warum nicht mal beobachten, ob ein Kunde, welcher über einen „local filter“ gekauft hat, nicht irgendwann im Laden vorbeischaut – sei es mit einer Retoure oder weil er gesehen hat, dass sein Teil verfügbar wäre? Warum nicht versuchen mit sehr kurzen Lieferfristen gegen ausländische Anbieter aufzutrumpfen?

Wir glauben, dass es bei der Markplatzfrage nicht einfach gut oder schlecht gibt. Wir glauben, dass ein Marktplatz von Manor, Galaxus, Microspot und anderen oder eben Connected Retail von Zalando Chancen bei vielen Herausforderungen bieten, welche man fundiert ausgetestet haben muss. Erst dann sollte man sich auf die Tribüne setzen und aufs Spielfeld rufen „Markplatz forever“ oder „Markplatz nie wieder“.

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