Reusable Packaging im Onlinehandel – etwas weiter denken!

kickbag reusable multiuse

Die Reusable Packaging Lösung Kickbag macht von sich reden und war nicht nur am Net Zero Emissions Day von HANDELSVERBAND.swiss ein viel diskutiertes Thema. Kickbag setzt auf eine wiederverwendbare, flexible Versandtasche mit Klettverschluss als Alternative zu konventionellen Versandverpackungen aus Karton oder Plastik. Der eigentliche Kniff des Konzeptes greift dann, wenn E-Commerce-Kunden ihre bestellte Ware komplett behalten und nichts mehr retournieren. Normalerweise bedeutet das dann bereits «End-of-Life» für die Versandverpackung. Der Kickbag hingegen kann zusammengefaltet werden und via Briefkanal der Post bequem, unkompliziert und kostengünstig zum Händler retourniert werden.

Das Konzept funktioniert und überzeugt. Mit z.B. PKZ, Coop oder Walder Schuhe sind namhafte Player auf den Zug aufgesprungen und haben den Einsatz des Kickbags unterdessen vom Pilotbetrieb in den ordentlichen Geschäftsbetrieb befördert.

Trends bei Verpackungen

Auch die aktuelle Sicht auf Entwicklungen und Trends im Schweizer Onlinehandel (Onlinehandelsmarkt Schweiz 2021) identifiziert die Nachhaltigkeit bei der Verpackung als Zukunftsthema: Reusable Packaging dürfte 2022-24 zunehmend an Bedeutung gewinnen. Spannend dazu auch der Blick in die letzte Onlinehändler und Kundenbefragung der Schweizerischen Post: Die Verwendung von Mehrwegverpackungen ist ein grosses Kundenbedürfnis, gleichzeitig besteht seitens der Händler noch einiges an Potential zur Verbesserung – oder anders formuliert: Nachholbedarf.

In den letzten Monaten hat sich diese Entwicklung auch wegen der Energiekrise akzentuiert. Papierproduktion ist energieintensiv, die Kosten für Einmalverpackung ist stark angestiegen und der eine oder andere sucht händeringend nach Karton.

Macht Reusable Packaging Sinn?

Wie können Unternehmen (und auch Konsumenten) einen konkreten Beitrag leisten? Das Kickbag-Konzept scheint gerade hier mit seinem handlungsorientierten und sichtbaren Ansatz zu überzeugen. Spannend dazu auch der Erfahrungsbericht von Reto Senti, Chief Digital Officer bei PKZ, am Net Zero Emissions Day von Handelsverband.Swiss. Das wertvolle Puzzleteil Kickbag in der CSR-Strategie von PKZ empfiehlt er zu 100% weiter.

Wie steht es denn mit Facts and Figures?  Überraschend stark wirkt der Hebel der Mehrfachverwendung auf die CO2-Emissionen, die mit Versandverpackungsmaterial verbunden sind. Wie Kickbag selbst vorrechnet: Der Grossteil der Umweltbelastung (z.B. CO2-Emissionen), die durch jede Verpackung entsteht, fällt bei der Gewinnung der Rohstoffe und bei der Produktion an. Durch das Wiederverwenden werden diese Emissionen im Falle des Kickbags auf viele Nutzungszyklen verteilt. Typische Karton- oder Plastik-Verpackungen werden hingegen meist nur 1x eingesetzt. Bereits mit der zweiten Nutzung führt der Kickbag so zu einer CO2-Einsparung im Vergleich zum Versand mit Karton. Mit der dritten Nutzung resultiert auch eine Einsparung gegenüber typischen Einweg-Plastikversandbeuteln aus LDPE.

Wann macht es Sinn?

Also ein klarer Fall und ein Must für jeden Online-Händler? Da ist ja auch noch die Kostenseite. Gegenüber den typischen konventionellen (Einweg-)Versandverpackungen fallen die Kosten beim Kickbag höher aus. Treiber sind hier vorallem die Kosten für die Rückführung der leeren Kickbags, ein Prozessschritt der Falle von Einweg-Verpackungen eben nicht anfällt. Perspektivisch wäre hier anzustreben, diese Rückführungskosten zu senken (und ggf. zu «subventionieren») um dem Thema Reusable Packaging einen weiteren Schub zu verleihen.

Nichts desto trotz: Reusable Packaging ist ein Zukunftsthema. Und das nicht nur aus Sicht Ökologie. Steigende Rohstoffpreise fallen vor allem bei Einwegverpackungen immer mehr ins Gewicht. CO2-Kompensationen werden sich ebenfalls verteuern. In absehbarer Zeit dürften Mehrweg-Lösungen dadurch auch preislich noch kompetitiver und für die breite Masse attraktiv werden.

Bereits heute kann zum Thema Nachhaltigkeit im E-Commerce ein klares Statement gesetzt werden. Zukunftsorientierte Unternehmer gehen voraus, und sind im ersten Moment bereit die geringen Mehrkosten zum Wohle der Umwelt zu tragen. Im umkämpften E-Commerce Business kann damit ein Zusatznutzen geboten werden, der über kurz oder lang auch eine zunehmend an Nachhaltigkeit orientierte Kundschaft überzeugt.

Das Retourenparadoxon?

Kritiker des Onlinehandels mögen monieren, dass mit Multiuse Verpackungen wie Kickbag und anderen noch mehr Fahrten und somit CO2 generiert werden. Typischerweise beschreibt die Uni Bamberg, dass Retouren eine Unmenge an CO2 aus Transporten generieren und visualisiert dies anhand von Autofahrten zwischen Berlin und Moskau.

Es gibt aber hierzu auch eine andere Betrachtungsweise: Der Paket- und Logistiktransport ist in der Regel eine «Einbahnversorgung», d.h. Ware wird dem B2C und B2B Kunden zugeführt. Fast jedes Zustellfahrzeug ist am Anfang zu 100 % gefüllt, am Schluss der Tour leergeräumt und kehrt zwecks nächster Tour wieder an seinen Ausgangspunkt zurück. Am Schluss resultiert dann die viel zitierte «durchschnittliche Auslastung von 50 %» – dies ist rein mathematisch logisch und kann in der KEP Zustellung nur marginal erhöht werden. Oder etwa doch?

Verursachen Retouren Extrafahrten?

Sie spüren es, ich möchte Sie auf etwas hinführen: Wenn nun der KEP Transport auf jeder Tour gleichzeitig noch Retouren(-verpackungen) mitnimmt, entsteht in Theorie kein einziger Kilometer mehr. In der Praxis dürfte der eine oder andere Kilometer über Zusatzstopps oder Umwege dazukommen, aber niemals in der von der Universität unterstellten Dimension. Oder anders formuliert: Der CO2 Abdruck einer Retoure misst sich in der Realität eigentlich am Versand der Ware. Wenn wir wirklich weniger CO2 aus Onlinehandel haben wollten, müssten die Versandmenge reduziert werden – alles andere ist Schattenboxen. (An alle, die jetzt meinen «genau das, habe ich schon immer gesagt», sei die Studie «Is Ecommerce good for Europe» empfohlen, welche die klimatischen Auswirkungen von E-Commerce dem stationären Handel gut differenziert gegenüberstellt).

Wir sind entsprechend dezidiert der Meinung, dass Reusable Packaging in Sortimenten wie Nahrungsmittel (hohe, regelmässig Bestellfrequenz), Textilien (hohe Retourenquoten, hohe Sendungsmengen) sehr viel Sinn macht und unbedingt forciert werden sollte – der Retourentransport ist dabei ökologisch vernachlässigbar. Wie die Erfahrungsberichte von Kickbag zeigen, sind solche Verpackungen aus Produktionssicht nach ca. 3maliger Benutzung ökologisch «amortisiert». Betriebswirtschaftlich braucht es ca. 6 Nutzungen – angesichts der steigenden Energiepreise dürfte diese Amortisationsdauer aber schnell sinken.

Keine Umverpackung wäre am besten!

Mit grosser Freude schauen wir gleichzeitig auf Tests, welche bestellte Ware ohne zusätzliche Umverpackung zustellen. Schuhe, Elektrogeräte, Verbrauchsmaterialien etc. liessen sich häufig gänzlich ohne Verpackung (und z.T. ohne Adresslabel) verschicken. Post, Quickpac und andere Dienstleister experimentieren aktuell an solchen Prozessen. Stellen Sie sich diese Welt vor, wenn Sie sich eines Tages gar nicht mehr um Umverpackungen kümmern müssten?

Wir glauben fest daran, dass die Kombinatorik der ökologisch sinnvollsten Verpackung und «ohne Verpackung» der Standard der Zukunft sein wird. Und es dürfte kaum mehr ein Jahrzehnt hierfür dauern. Projekten und Innovationen wie Kickbag sei Dank!

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